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63. Der Katzenmarkt in Pollnow.
Wie Zanow seinen Fliegenmarkt, so hat Pollnow seinen Katzenmarkt. Darüber erzählt man sich folgende
ergötzliche Geschichte. In Rügenwalde wohnte in der oberen Langen Straße ein Kaufmann, der ein Schalk
war und die Leute gern anführte. Eine Menge dieser Streiche lebt noch heute im Gedächtnis der älteren
Einwohner weiter.
Dieser Kaufmann reiste eines Tages nach Pollnow und stieg im vornehmsten Gasthofe ab. Dorthin ließ er
sich den Polizisten kommen und gab ihm den Auftrag, folgendes durch Ausruf öffentlich bekanntzugeben.
Er habe den Auftrag, für die russische Regierung mehrere Tausend gute Katzenfelle zu kaufen zur Herstellung
von Pelzmützen für die Leibgarde des Zaren. Er zahle sofort bar die höchsten Preise für lebende Katzen,
und auf einen Taler mehr oder weniger für ein besonders gutes Katzenfell komme es ihm nicht an.
Da dauerte es denn nicht lange, und Frauen, Mädchen und Schulkinder kamen mit Peter, Liese und Mieze
auf dem Arme an und füllten bald den ganzen Marktplatz, ungeduldig auf die versprochenen Taler wartend.
Vom Miauen und Fauchen gingen die auserwählten Opfer bald zu Kratzen und Beißen über, und unter
ohrenzerreißendem Lärm gab es einen allgemeinen Aufruhr.
Der Anstifter hatte vom Fenster aus das Schauspiel verfolgt. Jetzt schien ihm die Sache doch nicht mehr
recht geheuer. Schleunigst machte er, daß er seine Zeche bezahlte und durch die Hintertür ins Freie
gelangte. So hörte er die Verwünschungen der Betrogenen nicht. In der nächsten Zeit ließ er sich im
Städtchen nicht sehen, „denn, man kann nicht wissen“ - so schloß er immer vielsagend lächelnd seine
Erzählung dieses Erlebnisses.
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64. Twei Mann sind twei Mann.
Ein Mann fürchtete sich, abends allein im Dunkeln zu gehen. Er hätte gern Gesellschaft gehabt. Da hängte er
seinen Hut auf den Krückstock und trug ihn vor sich her. Dabei sprach er immer vor sich hin: „Twei Mann sind
twei Mann.“
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