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56. Woher der Name Rotzog stammt.
Wo heute das Dorf Rotzog liegt, war früher ein großer Wald. Da kamen Männer aus Rügenwalde und fingen an,
die Bäume zu fällen. Das Holz verbrannten sie zu Asche, die sie in Tonnen schütteten und nach Rügenwalde
sandten. Der Abfall von dem Holz wurde zu Haufen zusammengeworfen, die nannten die Köhler Rotzhope. Bald
wurde auch ein Haus errichtet. Weil es zwischen den Haufen stand, bekam es ebenfalls den Namen Rotzhope.
Auf dem freigewordenen Lande siedelten sich Bauern an, rodeten die Stubben und machten sich Äcker. Aber
der Name blieb, doch wurde daraus allmählich Rotzog.
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57. Der Richter und der Teufel.
In einem Dorfe lebte ein armer Tagelöhner mit sieben Kindern. Kein Wunder, daß es da knapp zuging, denn
der Gutsherr erhöhte trotz der großen Kinderschar das zuständige Brotkorn nicht. Als nun noch gar der
Vater plötzlich starb, wollte die Not kein Ende nehmen; die Witwe konnte schon so sich mit ihren Kleinen
kaum vor dem Hungetode bewahren und sollte jetzt noch aus ihren Mitteln heraus einen Ersatzmann stellen.
Das ging nicht. Aber der Herr wußte Rat; er fuhr zum Richter in die Stadt, und der sprach, als sein guter
Freund, dem armen Weibe seine Kuh ab, damit sich der Gutsherr daran schadlos halte. Auch erlaubte er ihm,
die Familie aus dem Dorfe zu vertreiben.
Die Frau siedelte nun in das Nachbardorf über; die Kinder wuchsen heran und konnten der Mutter helfen,
so daß die Witwe nach wenigen Jahren wieder an den Ankauf einer neuen Kuh denken durfte. Zu dem Zwecke
wanderte sie am nächsten Johannismarkte in die Stadt.
Denselben Markttag war der ungerechte Richter früh aufgestanden, um sich an der frischen Luft zu ergehen.
Er stellte sich vor den Spiegel, bewunderte seine schmucke Gestalt und rief dann aus: „Wie stattlich sehe
ich aus und wie stolz darf ich sein, daß auf mein Gebot hin alle Leute bei dem Namen des Herrgotts schwören
müssen und ich trotzdem tun und lassen kann, was ich will.“ Sodann machte er sich auf den Weg.
Vor dem Tore begegnete ihm ein ebenso feiner Herr, wie er selbst war. Da derselbe ohne Gruß an ihm vorüber
schritt, rief er ihm zu: „Warum grüßt er denn nicht? Bin ich ihm etwa nicht bekannt?“ „Gewiß kenne ich dich“,
erwiderte jener. - „Nun, wie heißt er denn, da er so unverschämt gegen mich auftritt?“ - „Das beste wär’s
eigentlich, du erführst meinen Namen nicht; aber da du’s wissen willst, so will ich ihn dir nicht verschweigen.
Ich bin der Teufel und will mir am heutigen Johannismarkt holen, was mir von Rechts wegen zukommt.“
Der Richer war neugierig, was der Teufel wohl als sein rechtmäßiges Eigentum ansehen würde, da auch er die
falsche Meinung hatte, der Böse handle nur unrecht, und bot sich deshalb dem Teufel zum Begleiter an. Es
dauerte nicht lange, so begegneten sie einer Frau, welche ein Kind auf dem Arme trug und zwei andere an der
Hand führte. Weil die Kleinen, um ihre Schaulust zu befriedigen, bald hier, bald dort stehenblieben, so riß
dem Weibe endlich die Geduld, und es rief: „Ich wollt’, daß euch der Teufel hole.“
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