Pollnow

Sagen und Erzählungen in und um Pollnow


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Wer den Geldkasten gestohlen hat, das hat auch später keiner erfahren. Die Pollnower Bürger haben sich bloß gewundert, daß zwei arme Leute sich nachher Häuser kaufen konnten. Als nach vielen Jahren einmal eine Kuh durch einen Hausflur geführt werden mußte, brach sie durch den Fußboden. Da fanden sie darunter einen kleinen Keller, von dem niemand etwas gewußt hatte. In dem Loch war nichts weiter als ein halbverfaulter Kasten. Da haben alle Leute gemeint, sie könnten sich nun denken, wo die gestohlene Kriegskasse geblieben wäre.

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33. Die Franzosenschlacht bei Pollnow.

Eine bekannte Pollnower Sage erzählt:
„Im unglücklichen Kriege 1806/7 sind auch nach Pollnow viele Franzosen gekommen. Sie bedrückten die Leute sehr und erpreßten von ihnen das Letzte. In Stadt und Land stieg die Not so hoch, daß die Menschen weder Brot noch Fleisch noch Milch oder Korn hatten. Sie kochten darum allerlei Wurzeln und Kraut, oder sie holten Quecke und Birkenrinde, trockneten und mahlten sie, um damit das bißchen Mehl zu vermehren und Brot backen zu können. Der Hunger war fast in jeder Familie zu Hause.
Da bekamen die Bürger eine große Wut. Als die Franzosen endlich abrückten, wurden sie in dem „Roten Grund“ überfallen und viele von ihnen totgeschlagen. Von dem vergossenen Blute ist der Sandboden dort heute noch rot.“
Aber die Stadtchronik erzählt aus der Franzosenzeit wohl von Not und Bedrückung durch die Franzosen und Polen; von einer Schlacht weiß sie jedoch nichts. Sie berichtet folgendes:
Als nach dem unglücklichen Kriege die Franzosen, die das Land ausgesogen und arm gemacht hatten, im Jahre 1813 wieder vertrieben werden sollten, wurde überall im Lande der Landsturm gebildet. In Pollnow stellte man aus den älteren wehrfähigen Männern zwei Kompagnien zusammen. Diese marschierten täglich nach der Brache vor dem Jatzinger Berge und exerzierten dort an Wochentagen eine Stunde, am Sonntage aber den ganzen Nachmittag. Ein Kapitän hatte die Leitung; zwei Leutenants und eine Anzahl von Unteroffizieren besorgten die Ausbildung. Das Übungsgelände heißt seither Exerzierplatz bis auf den heutigen Tag.
Im Herbst bekamen die Landsturmleute wirklich Gelegenheit, Dienst mit den Waffen zu tun; denn dann kamen in verschiedenen Trupps die Franzosen wieder, im ganzen ungefähr 5000 Mann, aber als Gefangene. Sie sollten nach Danzig in ein Gefangenenlager. Die Landsturmleute mußten sie bewachen und weiter geleiten. Da haben sie wohl an die vielen Quälereien gedacht, welche ihre früheren Bedrücker an ihnen verübt hatten und mögen wohl nicht immer sehr sanft mit den Gefangenen umgegangen sein.
Vielleicht ist daraus die Sage von der Franzosenschlacht entstanden.

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