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31. Die weißen und die schwarzen Ritter am Papenzinsee.
Im Papenzinsee liegen mehrere Inseln. Die größten heißen Eichwerder, Birkwerder und Buchwerder. Auf dem
Buchwerder sieht man die Reste eines alten Wendenwalles, worin viele wendische Urnenscherben liegen. Über
diese Insel soll sich ein Streit zwischen den Herren von Karzenburg und Sydow erhoben haben, worüber
folgendes erzählt wird:
Die Ritter von Karzenburg hatten auf dem Buchwerder eine Burg erbaut. Die Ritter von Sydow hätten die Insel
auch gern gehabt, aber die Wachsamkeit der Karzenburger vereitelte alle Überfälle. Da griffen die Sydower
zu einer List. Die Karzenburger ritten stets Schimmel, die Sydower dagegen Rappen. Nun waren die Karzenburger
eines Tages mit großem Gefolge nach Rummelsburg geritten und hatten nur wenige Mannen zur Verteidigung der
Burg zurückgelassen. Das hatten die Sydower erkundet. Sie ritten um das Südufer des Sees bis zur Überfahrt.
Dort versteckten sie sich im Walde und bedeckten ihre Rappen mit weißen Laken. Als es dunkel wurde, kamen
sie ans Ufer und riefen den Wächtern zu, sie überzuholen. Diese wurden dann durch die weißen Laken getäuscht
und glaubten, ihre Herrschaft warte da am Ufer. Sorglos setzten sie mit ihren Kähnen über und wurden gefangen.
Darauf ruderten die Sydower hinüber und nahmen die Burg ein. Als die Karzenburger ankamen, war die Insel
im Besitz der Sydower. Sie gehört noch heute zum Kreise Schlawe.
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32. Wie in Pollnow die französische Kriegskasse gestohlen wurde.
Jedes Kind in Pollnow weiß, daß hier den Franzosen einmal ihre Kriegskasse gestohlen worden ist. Die ganz
alten Leute haben es oft genug erzählt, und die müssen es ja wissen, denn sie haben es doch von ihren Eltern
und Großeltern gehört.
Im Frühjahr 1807 ist es gewesen, als der unglückliche Krieg zwischen den Preußen und den Franzosen war. Da
kamen viele Franzosen durch Pollnow, die machten hier Rast. Auf dem Markte standen ihre Wagen mit Gepäck
und Munition, und jedes Haus bekam 8 bis 10 Soldaten als Einquartierung. Da gab es viel Wehklagen bei den
Bürgern, denn die feindlichen Krieger verlangten gutes Essen und Wein zu trinken. Aber die Pollnower waren
arm und hatten nicht viel, und Wein schon gar nicht, höchstens etwas Schnaps oder Bier. Da haben denn die
Soldaten selbst gesucht und genommen, was sie fanden, und wenn es die letzte Wurst und das letzte Stück Brot
oder Speck war. Oft war es auch noch anderes als Essen und Trinken, das behielten sie, ohne zu fragen, wenn
auch die Bürger klagten und die Frauen jammerten. Der Kommandant der Franzosen verlangte dazu noch Mehl, Korn,
Vieh, Säcke, Stricke und sonst noch mehr für seine Truppen und eine große Menge Geld; es sollen wohl 10.000
Taler gewesen sein. Und da half kein Jammern. Die Bürger mußten sehen, wo sie es herkriegten, und jeder mußte
etwas liefern.
Das Eckhaus am Markt, wo heute die Pumpe steht, gehörte damals Laude. Bei dem hatte ein französicher Beamter
seine Wohnung genommen, der schrieb alles auf und ließ es auf die Wagen laden. Das Geld packte er alles in
Kisten, die bei ihm in der Stube standen. Draußen standen französische Soldaten und paßten auf. Bis zum späten
Abend war ein Kommen und Gehen, ein Reden und Schimpfen oder Weinen und Bitten. Dann schloß der Franzose alles
zu und ging zum Essen, aber draußen standen die französischen Posten.
Am andern Morgen sollten die Soldaten weitermarschieren. Als nun in der Frühe die Geldkisten aufgeladen wurden,
da fehlte eine. Der Franzose hat wild geflucht und im ganzen Hause alle Leute zusammenholen lassen. Alles wurde
durchsucht; aber gefunden wurde nichts. Im Fußboden des Zimmers war zwar eine Lucke, durch die konnte man in
den Keller steigen, wie heute noch in manchen Läden und Stuben. Sie haben den Keller auch ganz genau durchsucht,
aber auch da war nichts zu finden. Weil die Soldaten nun abrücken mußten, hatten sie ja auch keine Zeit mehr,
noch weiter zu suchen. Aber der französische Zahlmeister hat gedroht, wenn sie wiederkämen, dann sollten die
Pollnower dafür büßen.
Später sind auch andere Franzosen hier durchgekommen, die haben auch Essen und Trinken verlangt und Pferde und
Ochsen als Vorspann für ihre schweren Wagen. Aber von dem gestohlenen Geld schienen sie nichts zu wissen, und
die Pollnower haben darüber auch den Mund gehalten, sonst hätten sie wohl noch dafür aufkommen müssen.
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